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Coach Waser und das Team

Raiffeisen FLYERS Headcoach Sebastian Waser spricht…

… mit dem Flyers Presseteam alias AlterSchreibknecht über den Saisonauftakt, die neue Mannschaft, was sich alles durch Corona verändert hat und noch einiges mehr.

 

AS: Die Testzeit ist vorbei. Am Samstag, 3. Oktober, um 17.30 Uhr kann es mit einem Heimspiel gegen Traiskirchen endlich losgehen. Wie groß ist die Vorfreude?

Waser: Sehr gedämpft. Natürlich ist es schön wieder zu spielen und das auch vor unseren Fans, aber die Fragezeichen durch Covid19 sind schon sehr, sehr groß. Natürlich können wir erst einmal nur auf uns schauen und ein wirklich makelloses Hygiene-Konzept zum Schutze unserer Spieler, Mitarbeiter und Fans umsetzen, doch realistisch betrachtet ist die Anzahl der professionell betriebenen Standorte im österreichischen Basketball sehr eng mit den Fingern einer Hand verbunden. Zudem kann uns auch das beste und teuerste Konzept leider keinen 100prozentigen Schutz garantieren.

AS: Der Sommer war nicht nur geprägt von Corona, sondern auch von vielen Neuzugängen im Team. Vielleicht kann der Coach die Herren einmal grob vorstellen?

Waser: Zuerst einmal muss ich sagen, dass wir vor allem sehr viel Kontinuität in unseren Kader bekommen haben und der große Wechsel vor allem durch den Verlust dreier bekannter Namen des Welser Basketballs wahrgenommen wird. Das große Charisma von Tilo und Thomas hinterlässt eine Lücke und begründet diese Wahrnehmung ja auch zu recht. Noch mehr als die beiden wird Stephan und mir aber die gute Seele und rechte Hand der Flyers fehlen. So sehr wir uns für Anna freuen, dass sie einen tollen Karriereschritt machen konnte, so bitter ist das Wissen, sie absehbar nicht adäquat ersetzen zu können.

Für den Kader war das wesentlichste Ziel, trotz aller finanziellen Einschränkungen, ein Profiteam zusammen zu stellen, dass zwei Mal täglich trainieren und gesichert, über mehr als eine Saison, das Wissen sehr guter und als Basketballer ausgebildeter Spieler zur Weiterentwicklung des gesamten Kaders nutzen kann. Genau in dieses Profil, fallen Christian, Tomas und Jan.

Jan soll sich in Wels als Point Guard weiter entwickeln, aber trotzdem das Team inhaltlich anführen. Chris soll durch seine Arbeitseinstellung und Energie als Shooting Guard Motor und Entwickler des Teams sein und vor allem defensiv Maßstäbe setzen. Tomas ist ein vielseitiger Big-man, der die sehr gute litauische Basketball-Schule durchlaufen hat und aufgrund seines guten Wurfs das Feld weit macht. Die beiden Anschlusskader des Nationalteams Aleks und Lukas sollen bei uns den nächsten Schritt gehen und zunächst reguläre Bundesligaspieler und später Leistungsträger in der Liga werden. Aleks, der auf Position 4 und 5 geplant ist, zeichnet sich vor allem durch seine hohe Geschwindigkeit von außen und beim Rebound aus. Lukas ist ein Allrounder auf den kleinen Positionen, dessen Profil wir vor allem in den Individualeinheiten weiter schärfen wollen.

AS: Ein Puzzlestein in der Mannschaft fehlt eventuell noch, ein reiner Point-Guard. Wie schaut es diesbezüglich aus?

Waser: Grundsätzlich haben wir auf der einen Seite ein funktionierendes Gerüst der Mannschaft und den Anspruch den österreichischen Basketball voranzubringen, auf der anderen aber einen freien Spot auf der Position, den wir gerne hochwertig schließen wollen. Leider haben die ersten zwei  Kandidaten nicht vollständig unseren Erwartungen entsprochen, zum Glück die Nachwuchsakteure dafür bisher umso mehr. Wir beobachten daher den Markt und sind jederzeit in der Lage eine vor allem wirtschaftlich sinnvolle Entscheidung zu treffen. Höchste Priorität hat für uns, einen möglichen zweiten Lockdown so abzusichern, dass wir unsere Spieler weiter am Standort trainieren können, also Gehalt und Bubble finanzieren zu können, wobei wir leider wissen, dass außerhalb des Fußballs solche maßgeschneiderten Lösungen politisch in Österreich bisher nur eine geringe Akzeptanz gefunden haben.

AS: Wie darf man sich die Spielphilosophie des Teams vorstellen?

Waser: Europäisch, also aggressiv und als Team verteidigen und im Angriff den Ball gut bewegen und teilen. Die Testspiele machen ja auch dahingehend Mut, dass wir nicht mit Selbstdarstellungen einzelner Spieler rechnen müssen, sondern das Spiel als Mannschaft angehen, vor allem die diesjährigen Führungsspieler tragen diesen Ansatz sehr gut in die Mannschaft. Ich hoffe, dass wir das auch so umsetzen können, wenn wir unter Druck stehen und gewinnen müssen

AS: In den letzten Testspielen hat man sehr physisch gespielt. Was erwartet die Fans in der österreichischen Liga?

Waser: Wir haben bewusst gegen sehr gute internationale Mannschaften getestet, damit unsere Spieler, vor allem die jungen, sehen, welches Tempo und gleichzeitige Kontrolle moderner Basketball aufweist, auch wenn es dabei sehr physisch zur Sache geht. Nebenbei, aber sehr wichtig, garantieren Spiele gegen Profivereine im Moment auch den besten Schutz der eigenen Spieler. Die Spiele haben wir mit allen Spielern intensivst genutzt und uns als echte Einheit präsentiert, was mich sehr zufrieden stimmt. Leider wird man abwarten müssen, ob die erworbenen Kenntnisse kurzfristig ligatauglich sein werden.

AS: Ein Blick zurück darf nicht fehlen. Wie waren die Monate zwischen Lockdown und Trainingsstart?

Waser: Ab Juni eigentlich wie immer, also vor allem Saisonplanung und –organisation und natürlich die Kaderzusammenstellung. Sehr hilfreich war, dass uns die Stadt Wels, unsere Partner und Sponsoren trotz des großpolitischen Durcheinanders zeitig den Erhalt unserer Handlungsfähigkeit ermöglicht haben. Dafür muss ich mich im Namen der Flyers und aller Fans ganz herzlich bedanken. Schwierig war der Prozess dadurch, dass wir aus kaufmännischer Sorgfalt von Anfang an wussten, dass wir mindestens zwei Spieler einsparen müssen. Zusätzlich fanden die Trainings der Jugend von Anfang an unter einem sehr strengen Corona-Konzept statt und die Profis konnten leider aus diesem Grund auch nur isoliert arbeiten. Doch vor allem die Zeit vor dem 4.Juni war schon von sehr großer Ungewissheit und Sorge geprägt.

AS: Was hat sich im Trainingsalltag durch Corona verändert?

Waser: Wir sind vor allem im Umgang miteinander deutlich bewusster geworden, weil jeder weiß, was für alle auf dem Spiel steht. Deswegen haben wir unsere Verträge dieses Jahr auch alle mit Try-outs versehen und nur Spieler behalten, die uns beständig das Gefühl vermittelt haben, sich, ihre Mitspieler und unseren Basketball-Standort zu schützen.

AS: Letzte Worte auch zur Kooperation mit dem FCN. Ein großer Gewinn für den Basketball-Standort Wels?  

Waser: Ja, es ist ein gutes Gefühl zu sehen, wie Menschen versuchen aufeinander zu zugehen und sich bemühen etwas Gemeinsames zu erreichen. Wahrscheinlich wird es noch ein paar Jahre dauern, bis sich das auch in der Bundesliga niederschlägt, aber das ist aus meiner Sicht wirklich eine absolute Nebensächlichkeit in diesem Prozess.

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